Gestaltung

Bilder am laufenden Band
oder
Ideen und Anregungen zur eigenen AV-Schau


Dieser Text soll eine kleine Anleitung sein, wie man bei der Erstellung einer Bilder-Schau vorgehen könnte. Natürlich erhebt er keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit. Er beruht auf der Erfahrung von vielen "Machern", die schließlich auch mal irgendwo angefangen haben.
Doch wirklich wichtig ist, was am Ende rauskommt und was das Publikum sagt. Klingt es nach "Toll, schöne Bilder, hat mir gefallen", dann haben Sie allerhand richtig gemacht. Lassen Sie sich gratulieren.
Wenn nicht, tja dann kann Ihnen vielleicht der AV-Dialog helfen. Mit den Texten auf dieser Homepage, auf den Treffen der Mitglieder oder auf Festivals, Seminaren oder sonstigen Veranstaltungen.
Wenn es letztendlich klappt und vielleicht sogar Anregungen aus unserer Zusammenstellung für Sie hilfreich waren, dann dürfen auch wir ein ganz klein wenig stolz darauf sein.

Am Anfang steht die Idee
Das ist jedenfalls der Idealzustand. Wer auf Reisen fotografiert, findet vielleicht erst unterwegs die geeigneten Themen, die für eine AV-Schau geeignet sind.
Bei den Profis geht nichts ohne ein Script, in dem geschrieben steht, welches Material aufzunehmen ist. Das ist auch für Amateure hilfreich, ein Muss ist es nicht, schon gar nicht für den Einstieg.
Danach geht's weiter mit:
• Fotografie
• Bildauswahl
• Vertonung
• Montage
• Gestaltung
• Vorführung
• Und dann?

Voraussetzungen für das Ganze
• Spaß am Fotografieren
• Eine Idee, ein Thema ausdenken
• Reiselust. Warum nicht im Urlaub fotografieren?
• Gerne am Computer gestalten
• Mit Ton und Bildern kreativ umgehen
• Noch mal Reisen wegen fehlender Bilder

Idee: Woher kommt sie denn nun?
• Urlaub, Reise, Wochenende
• Rock & Roll Konzert, Open-Air
• Rollschuhplatz, Disco, Party
• Stadtportrait, Auf dem Schulhof
• Für Carina, meine Freundin
• Fete mit Freunden
• Dinge vor der Haustür
• Kinder, Kindergarten, Kinderfeste
• Tiere, Blumen, Garten, Landschaft
• Geburtstag, Familie, Jahresthema
• Literatur, Reiseführer
• Ein Märchen bebildern, Geschichten erzählen
• Musik, Bilder zu Liedern

Ist die Idee erst geboren, dann kommen die Bilder dran
Auf jeden Fall sollten Sie nicht an Bildern sparen. Eine gute und große Auswahl bietet Reserven, wenn es um die Zusammenstellung geht.

Ein paar Tipps zur Fotografie:
Wir wollen nicht über Fototechnik reden, alle Kameratypen sind erlaubt. Heute ist alles digital. Kameras ab 3 Megapixel reichen eigentlich schon aus. Sogar Handys haben das häufig schon. Warum nicht mal eine Schau aus Handyfotos machen? Das Ding hat man doch immer dabei!
Auf jeden Fall:
• Genügend Speicher mitnehmen
• An Akkus, Batterien, Netzteil denken
• Ein kleines Stativ hilft an dunklen Orten

Beim Fotografieren denken Sie an:
• Qualität geht vor Quantität
• Den Hintergrund beachten: Bäume, Laternen, Straßenschilder stören oft.
• Nah ans Motiv rangehen. Nutzen Sie den ganzen Bildschirm aus.
• Richtig scharf stellen, das macht meist der Autofokus.
• Kamera ruhig halten. Auch hier hilft ein Bildstabilisator.
• Auf den Horizont achten, der sollte gerade sein.
• Hochformate vermeiden.
• Licht & Schatten, Gegenlicht: Da hilft oft ein Blitzlicht.
• Bilder mit flächigen Freiräumen, Da kann man Titel reinsetzen.

Abwechslungsreich fotografieren
• Totale (Übersicht) und Details.
• Makrofotografie: Kleine Dinge - ganz groß.
• Nah und Fern - Wechseln der Perspektive.
• Formen, Farben, Objekte.
• Ausschnitte andenken.
• Panoramabilder, da kann man in der Schau mit der Kamera "durchschwenken"
• Videos mit der Kamera aufnehmen? Das kann man machen, aber die Verwendung in der Schau ist was für den nächsten Schritt.

Immer an das Thema denken
• Die Idee, das Drehbuch im Kopf haben.
• Bei einer Reiseschau mehrere Themen als Schwerpunkte verwenden, z.B. Stadt, Küste, Picknickplätze, … Oft finden sich auf einer Reise Objekte, die zu einer Aufnahmeserie gemacht werden können.
• Aufeinanderfolgende Bilder ausdenken, das nennt man Sequenzen.
• Bilder mit Gemeinsamkeiten, wie Farben Formen, Linien.
• Schnell erfassbare Bilder aufnehmen.

Die Bildauswahl
Schließlich liegen auf der Festplatte eine ganze Menge Bilder. Wie soll ich denn auswählen?
Ein wichtiger 3er-Schritt heißt: Sichten, Sortieren und Rausschmeißen
Das tut manchmal weh, sooo schöne Bilder auszusondern. Doch das tut Not, glauben Sie's einfach. Nichts ist nachher langweiliger, wenn sehr ähnliche Bilder 17-mal hintereinander kommen.

Sichten & Sortieren
Legen Sie sich einfach verschiedene Ordner auf der Festplatte an und sortieren Sie hier Ihre Bilder ein. Das erleichtert später die Suche. Dafür gibt es auch gute Software, die beim Katalogisieren hilft. Schlechte oder misslungene Bilder löschen Sie gleich.
Beispiele könnten sein:
• Urlaub-2010
• Party-Open-Air
• Nachtleben-Disco
• Hafen-Fischer
• Schule
• Meer-Strand-Berge
• Essen-Trinken-Feste
• Panoramen
• Menschen, Portraits

Jetzt könnten Sie aus dem Pool an Bildern diejenigen raussuchen, die in Ihre Geschichte, in Ihre neue Schau passen.
Versuchen Sie nicht gleich eine 1-Stunden-Produktion zu machen. Lieber klein aber dafür fein. Viele Schauen bewegen sich so im 10-Minutenbereich. Natürlich lässt sich ein vierwöchiger Australienurlaub nicht auf 10 Minuten reduzieren. Aber machen Sie doch mehrere Schauen zu unterschiedlichen Themen aus dem Reiseland.
Also:
• Mehrere kurze Schauen statt einer langen machen.
• Nicht immer die Reiseroute nachfahren, sondern thematische Schwerpunkte setzen.
• Eine Geschichte in der Schau erzählen.

Vertonung, die passende Musik finden
In einer Schau wird die Wirkung der Bilder durch Musik und Sprache verstärkt. Oder auch ruiniert. Daher muss die Musik sehr sorgsam zum Thema, zur Situation passend gewählt werden. Einige Ideen, die Ihnen weiterhelfen können:
• Landestypische Musik einsetzen.
• Tonaufnahmen selbermachen, O-Ton verwenden, das sorgt für Atmosphäre.
• Mal im Musikladen vor Ort herumschauen.
• Die Stadtbücherei besuchen.
• Internet, da gibt es manches kostenlos.
• Instrumentalmusik ist oft besser als gesungene Lieder.
• Viele Anbieter haben GEMA-freie Musik.
• Die klassische Musik bietet viele Möglichkeiten, auch wenn sie heute nicht jedermanns Geschmack ist.

Vertonungstipps
• Vorsicht vor bekannten Stücken, ein Ohrwurm und das ganze Publikum summt gleich mit.
• Nicht nur 1 Stück pro Schau, sondern mehrere verschiedene verwenden.
• Keine Supermarkteinkaufsklimpermusik.
• Richtiges Tempo wählen. Zu Bildern aus der fetzigen Disco passt nicht ein gemütlicher Walzer.

Falls Sie außerhalb des privaten Rahmens vorführen wolen, sind beim Einsatz von Musik noch GEMA und Urheberrechte zu beachten.
Wer in seiner Schau Informationen weitergeben will, kommt um das gesprochene Wort nicht herum. Damit kann man die Aufmerksamkeit des Zuschauers führen.

Texte zu finden ist gar nicht so schwer:
• Reiseführer, Bildband, Hörbuch
• Radio, TV, Internet, Stadtbücherei
• Den Guide bei Führungen aufnehmen
• Kupfern Sie aber fertige Texte nicht einfach 100%ig ab. Die Texte unterliegen dem Urheberrecht und oft ist dem Text die Fremdherkunft anzumerken. Also lieber mit eigenen Worten umformulieren.
• Hörtext muss anders gestaltet werden als Schrifttext. Deshalb kurze, klare Sätze schreiben.

Ein professioneller Sprecher?
Am Anfang wird wohl jeder versuchen, den Text selbst zu sprechen. Je nachdem, ob man mit sich selbst zufrieden ist, kann man auf andere Personen ausweichen. Oft findet sich hierfür im Familien- oder Bekanntenkreis eine geeignete Stimme.
Ganz toll können natürlich die Profis von Rundfunk, Theater und Presse Texte stimmungsgerecht sprechen. Das wird Honorar kosten, aber es kann sich lohnen.

Was Sie sonst noch bedenken sollten:
• Nicht zuviel Text nehmen, man sagt: "Nicht den Zuschauer zutexten".
• Eine "Hörpause" einbauen, damit die Bilder wieder sprechen können.
• Auf Verständlichkeit achten, klar sprechen.
• Erzählen Sie nicht das, was der Zuschauer auch auf dem Bild sieht, wie: "Hier schneide ich die Rosen" bei entsprechendem Foto.
• Die Musiklautstärke drastisch absenken, wenn Text zu hören ist.

Montage, Story, Dramaturgie
Jetzt haben wir alles beieinander, die Idee, das Thema, die Bilder dazu, die passende Musik, den Sprechertext. Wie wird daraus nun eine Schau?
Klar - dazu brauchen wir ein Programm, das uns bei der Erstellung hilft, das Überblendungen machen kann, Zooms und Kamerafahrten und die Musik darunter mischt. Alles in allem soll das dann auch vorgeführt werden.
Doch bitte langsam - während des rein technischen Prozesses der Schauerstellung sollte man den Aufbau, die Geschichte, die Dramaturgie nicht aus den Augen lassen.
Denken Sie einfach an einen Fernsehfilm, einen Krimi oder einen Roman. Dort gibt es immer ein Auf und Ab des Helden, irgendwann spitzt sich die Situation zu und endet (meist) im Guten. Irgendwie zieht sich durch diese Geschichten ein roter Faden.
Diesen Faden sollten Sie auch in Ihre Schau einweben. Zugegeben, das ist nicht so einfach, wie das hier klingt, manchmal gelingt es auch den Profis nicht so recht.

Was können Sie dazu tun?
• Beginnen Sie mit dem Titel. Der Zuschauer kennt dann das Thema.
• Wählen Sie eine klare, gut lesbare Schrift. Manche Zuschauer sitzen weit weg von der Leinwand. Die wollen auch noch ohne Fernglas den Text lesen.
• Lassen Sie Text lange genug stehen, geben Sie Zeit zum Lesen.
• Die Bilder passend stimmungsmäßig zum Text / Musik / Story wählen
• Oder umgekehrt: Die Musik passt zu den Bildern.
• Verwenden Sie Überblendeffekte sparsam und dezent. Weniger ist mehr.
• Nicht die Bilder einfach wahllos aneinanderreihen.
• Denken Sie an einen harmonischen Bildübergang.
• Wie lange steht das Bild? Abwechslung ist gefragt.
• Bauen Sie die Geschichte gut / logisch auf.
• Bringen Sie Spannung rein. Zu dramatischen Bildern passt dramatische Musik.
• Musikstücke müssen oft etwas angepasst werden (schneiden).
• Sanftes Einblenden / Ausblenden von Musik.
• Musik bei Kommentaren absenken.
• Die Musik kann mit dem Bild synchronisiert werden. Ein Bildwechsel im Takt ist oft ein guter Effekt.
• An das Publikum denken. Erzählen Sie eine Geschichte.
• Bei Reisen gilt: Den Zuschauer auf dem Laufenden halten.
• Etwas Landeskunde, Landkarte (wo sind wir?) kann nicht schaden.
• Das kann auch mittels Ortsangabe, Region, Straßenschild geschehen

Irgendwann ist auch die schönste Schau zu Ende. Wie steigt man aus?
• Eher unnötig ist der Schriftzug "Ende" auf den Bildschirm.
• Der Zuschauer muss selber merken, dass es jetzt vorbei ist.
• Die Musik wird mit dem letzten Bild ausgeblendet.
• Noch besser: Das Musikstück ist zu Ende (Akkord oder ähnliches).
• Das letzte Bild in der Unschärfe versinken lassen und dann zum Abspann übergehen.

Wie im Film können Sie noch einen "Abspann" nachschieben. Er sollte enthalten:
• Autor: Das sind sicher Sie.
• Texter: Das sind möglicherweise auch Sie
• Helfer: Beispielsweise Ihr Techniker
• Sprecher: wenn jemand anderes gesprochen hat. Hier gehört beispielsweise Ihr Profisprecher hin.
• Musik: Komponist / Musikstück

Das könnte so aussehen:
Idee, Text & Gestaltung: Max Mustermann
AV-Technik: Erika Mustermann
Sprecher: Hans Mustermann
Musik: Beethoven, Beatles, Anugama

Jetzt ist alles rund. Fehlt nur noch eine Vorführung und ein begeistertes Publikum.
Vor der Veröffentlichung im Internet oder einer Präsentation in der Stadthalle denken Sie noch an:
• Welches Zielpublikum habe ich?
• Wie führe ich vor? Technik: PC, Beamer, Leinwand, weiße Mauer.
• Lichtverhältnisse, Audioanlage, Mikrofon
• Wichtig: Machen Sie vorher einen Probelauf
• GEMA und Urheberrechte bei öffentlicher Vorführung

Wie geht's weiter
• Andere Schauen ansehen. Wie machen es andere Autoren? AV-Festivals und die Treffen der regionalen Gruppen bieten beste Gelegenheiten, um Anregungen zu bekommen.
• Lassen Sie sich beraten
• Zeigen Sie Ihre Arbeit im Fachkreis (AV-Gruppe)
• Wie sehen andere meine Arbeit?
• Ziehen Sie sachliche Kritik und Vorschläge in Erwägung

In dieser Anleitung haben wir bewusst nicht über Technik geredet. Das würde den Rahmen sprengen. Dafür gibt's eine extra Rubrik. Außerdem besprechen wir das auch im Verein, an AV Abenden und auf Veranstaltungen. Vielleicht lohnt es sich an einem Treffen teilzunehmen und mal reinzuschnuppern? Es lohnt sich sicher! Der AV-Dialog hilft Ihnen!